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Interviews, Videos & GastartikelVeröffentlicht am 1. September 2025

Interview mit Dr. Marc Cadisch, Leiter Labor Spiez

Marc Cadisch

Die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften SATW ist eine zentrale Institution für die Forschungsförderung und das bedeutendste Expertennetzwerk im Bereich Technikwissenschaften in der Schweiz. Das Netzwerk besteht aus gewählten Einzelmitgliedern, Mitgliedsgesellschaften sowie Expertinnen und Experten (vgl. Über die SATW: SATW).

Im Rahmen der Jahreskonferenz vom 27. Mai 2025 ist Dr. Marc Cadisch als Einzelmitglied in die SATW gewählt worden (vgl. SATW nimmt 19 neue Mitglieder auf: SATW).

Die Kommunikation BABS befragte ihn zu der Bedeutung dieser Ernennung für ihn persönlich und für das Labor Spiez im Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS).

Marc Cadisch, wie haben Sie auf Ihre Ernennung zum SATW-Mitglied reagiert?

Ich habe mich sehr gefreut! Es ist eine grosse Ehre: Die SATW ist eine akademische Organisation, in die Personen gewählt werden, die sich für die technischen Wissenschaften besonders einsetzten.

Selber bin ich natürlich auch ein wenig stolz. Ich darf das Labor Spiez nun seit mehr als 20 Jahren leiten, und mit der Ernennung wird insbesondere meine Leistung in der Führung gewürdigt.

Es gibt viele Verbände, Vereinigungen und Berufsorganisationen. Welche Bedeutung hat diese Ernennung für Sie denn ganz allgemein?

In der Schweiz gibt es vier wissenschaftliche Akademien, die SATW ist eine davon. Unter den rund 380 Einzelmitgliedern und 56 Mitgliedsgesellschaften sind sehr viele renommierte und etablierte Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Forschung sowie aus der Wirtschaft. Als Mitglied erhält man einen direkten Zugang zu diesem aussergewöhnlichen Netzwerk und kann sich regelmässig mit führenden Fachexpertinnen und -experten austauschen. Ich kann also den Kontakt zu wichtigen Partnern unseres Labors in Wissenschaft und Forschung noch besser und intensiver pflegen.

Die Ernennung ist also nicht nur für Sie persönlich, sondern auch für das Labor Spiez wichtig?

Ja, absolut. Dieses Netzwerk innerhalb der SATW bietet neue Verbindungen, damit das Labor seine Forschungsarbeit in der Schweiz noch besser machen kann. Wir sind weder eine Hochschule noch eine Universität und wir haben auch keine Professoren. Aber auch wir betreiben Spitzenforschung. Für unser Labor ist es daher sehr wichtig, zusätzliche Anerkennung aus der Wissenschaft zu erhalten. Wir arbeiten ja heute bereits erfolgreich mit unseren wissenschaftlichen Partnern zusammen, die Mitgliedschaft in der SATW wird unsere Position nun noch weiter stärken.

Überhaupt ist es meine Führungsphilosophie, die Zusammenarbeit zu fördern und Arbeiten zu bündeln. Ich muss mich also fragen: Was können wir als Labor Spiez beitragen? Wir verfügen über eine sehr gute Laborinfrastruktur für wissenschaftliche Arbeiten; teilweise sind wir sogar einzigartig für die Schweiz. Ich denke hier z.B. an unser biologisches Sicherheitslabor der höchsten Sicherheitsstufe.

Die SATW hat in ihren Statuten diverse Aufgaben und Aktivitäten definiert. Die Bereiche Früherkennung, Ethik und Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zählen explizit dazu. Ich denke, dass wir im Labor Spiez besonders in diesen Bereichen wertvolle Beiträge zu den Zielen der SATW leisten können.

Schliesslich möchte ich etwas betonen. Die Ernennung in die SATW ist zwar «ad personam», aber die Ehre gebührt in erster Linie der Institution, die ich leiten darf: dem Labor Spiez. Es sind meine Kolleginnen und Kollegen, die seit Jahren hervorragende wissenschaftliche Leistungen zum Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen (ABC) Waffen erbringen. Dabei arbeiten wir für nationale Partner und auch für wichtige internationale Organisationen wie die UNO, die IAEA, die OPCW oder die WHO.

In welcher Situation befindet sich das Labor Spiez heute? Welches sind die grössten Herausforderungen für die Zukunft?

Wir sind direkt von der Verschlechterung der globalen Sicherheitslage betroffen. Wir engagieren uns stark im Bereich der Abrüstung und Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen. Diese wichtige Aufgabe gewinnt noch mehr an Bedeutung, und als Schweizer Institution können wir hier eine wesentliche Rolle einnehmen.

Auch für die Schweiz nimmt die ABC-Bedrohung wieder zu und wir müssen unsere Fähigkeiten und unsere Einsatzbereitschaft laufend verbessern. Dazu streben wir eine noch engere Zusammenarbeit mit der Armee sowie mit der Polizei und anderen Einsatzorganisationen, aber auch mit der Wissenschaft an. In diesem Rahmen stärken wir also auch unser Engagement im Rahmen des Schweizer Bevölkerungsschutzes.

In den nächsten Jahren müssen wir zudem einen grossen Teil unserer Infrastruktur erneuern: Das Hauptgebäude des Labor Spiez ist in die Jahre gekommen und muss erneuert werden. Dazu ist ein Ersatzneubau geplant. Dieses Projekt ist von zentraler Bedeutung, damit wir als Labor Spiez langfristig einsatzbereit bleiben. Und damit die Schweiz im ABC-Schutz auch in Zukunft wesentliche Beiträge auf internationaler Ebene leisten kann.